Schicksal eine Bilderschau von Michael Nowottny und Norbert van Ackeren


„Ahab ist nicht böse, aber er maßt sich an,

sein Schicksal selbst zu bestimmen.“


„Wenn man Trakl gelesen hat, wird das Wort

Schicksal ganz klein.“


Ein Ausstellungsprojekt der KulturWerft Ruhrort

im Lokal Harmonie vom 28.10. bis 11.11.2012



Lokal Harmonie  

Harmoniestr. 41 

47119 Duisburg


Weitere Informationen:

www.lokal-harmonie.de




Michael Nowottny  

Norbert van Ackeren

Schicksal


ein Ausstellungsprojekt zwischen Rhein, Ruhr und Styx

der KulturWerft Ruhrort im Lokal Harmonie vom 28.10. bis 11.11.2012



Samstag, den 27.10.2012 ab 18.00 Uhr Private Opening

Wortwelten: Rupert J. Seidl spricht Herman Melville und Georg Trakl


Sonntag, den 28.10.2012 ab 15.00 Uhr Public Opening

ab 19.00 Uhr GTA DUISTROIT & Reformclub: GERÄT OF FATE „Die Werkzeuge des Schicksals sind

noch nicht stumpf...“ Klaus Steffen, Thommie Black und Gernot Raestmenger präsentieren eine

Diskurs-Game-Show mit Musik, Gästen und Überraschungen



Öffnungszeiten der Ausstellung: jeweils Samstag und Sonntag

von 15.00 Uhr bis 19.00 Uhr und nach Vereinbarung


Anmeldung zum Private Opening: Bitte eine kurze Mail an kulturwerft@gmail.com



Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit Texten von Michael Staab, Jan Sting und Kai Winter


Sonderprogramm


Samstag, den 03.11.2012 ab 17.00 Uhr Filmvorführung: Moby Dick


Sonntag, den 04.11.2012 ab 17.00 Uhr Filmperformance: Vanitas / Stillleben

Der direkte Weg zur Hölle, Jochen Zimmer grübelt über Bilder von Völlerei und Wollust

Konzept, Idee und Regie: Nicola Seitz und Jochen Zimmer


Samstag, den 10.11.2012 ab 18.00 Uhr Finissage: Dj Kai Winter

Life is a Problem / Songs from destiny and transience


Sonntag, den 11.11.2012 ab 14.05 Uhr Ausklang: Der Schatz im Silbersee

Live-Hörspiel vom ARD-Kinderhörspieltag in Karlsruhe, Deutschlandradio Kultur


Michael Nowottny  


Projekt Moby Dick: Die Sphinx


„Die Sphinx“ nannte Herman Melville ein Kapitel seines „Moby Dick“-Buchs, in dem Kapitän Ahab einen Monolog mit dem abgetrennten Kopf eines Wals hält. In diesem Stück der Weltliteratur kulminieren Suche, Jagd und die zersetzenden Fragen nach dem Grund des Seins: „Du bist gewesen, wo Glocke oder Taucher niemals hingelangen; hast neben manchen Seeleuten geschlafen, deren schlaflose Mütter ihr Leben gäben, wenn sie sich dort zur Ruhe betten könnten“, sagt Ahab. Die Sphinx steht für das Gedächtnis der Wale. Aber sie schweigen. Obwohl sie soviel von der Welt und ihren Geschichten erfahren haben, die im kollektiven Gedächtnis der Menschheit allenfalls kurze Streifzüge sind. Die Walwelt ist so archaisch wie mystisch.

Aufgrund der Unrast, des Getriebenseins versteht sich der Kölner Maler Michael Nowottny mit seiner Kunst sezierender Erzählungen als Wesensverwandter. Bald zehn Jahre widmet er sich in seinem Projekt  „Moby Dick“ der künstlerischen Umsetzung des Stoffs aus dem Roman Herman Melvilles (1851). Theater, Happenings, Lesungen – alles fließt ein. In der ihnen eigenen Konsequenz erzeugen die Inszenierungen ein wahres Bild, dem sich Nowottny nähert wie Ahab dem Wal. Ein gemalter dunkler Walkopf, vor dem ein Schaupieler „Ahabs“ Monolog halten wird, ist diesmal sein Ausgangspunkt. Denn Nowottny hat sich Moby Dick in seinen Projekten mittlerweile zu eigen gemacht. Dabei ordnet sich die Performance unter die Skizzen ein. „Es sind Bildinszenierungen mit dem Ziel eines großformatigen Gemäldes. Die Recherche und Materialsammlung ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Ziel ist aber das Bild“, sagt Nowottny.

Die Verfolgung des eigenen Traums bis hin zur Selbstaufgabe sei ein Künstlerthema, das Melville in nervösem Erzählduktus meisterhaft komponiert habe. Nowottny analysiert die Geschichten dabei nicht von außen, sondern steht mitten im Geschehen. „Ich weiß selber nicht immer genau, was mich seit meiner Jugend an dieser Geschichte so treibt.“ In seinen Happenings, zu denen der Kampf mit der Harpune genauso gehört wie das Walgemälde auf der Wand eines Supermarkts, der kurz darauf von der Abrissbirne getroffen wird, entfernt sich sein Moby Dick immer mehr von der literarischen Vorlage.

Roadmaps, Pläne für das Moby Dick Projekt, gibt es diverse. Nowottnys Reisen mit Skizzenbuch und der Staffelei führten nach Irland, an den Drehort der Verfilmung durch John Houston. Zu den Azoren, wo Nowottny Pottwalen begegnete. Und zuletzt machte er Studien als Stipendiat auf der Insel Föhr. Dort liegen auf dem Friedhof St. Johannis in Nieblum die Waljäger und Grönlandfahrer begraben. Nun dürften sich in dem 210 mal 330 Zentimeter großen Walkopfbild der Ausstellung „Schicksal“ in der Ausstellung der Ruhrorter KulturWerft in Duisburg die Zitate aus älteren Arbeiten zum großen Ganzen fügen, die Codes aus alten Bildern den Mythos Moby Dick für Nowottny ein Stück begreiflicher machen.


Jan Sting,

Köln 2012
























Norbert van Ackeren


Vanitas


Indem sie die Verletzlichkeit des Organischen auf Tafelbildern - die ihre Motive durch ein Über und Über an Firnis dem Blick stets zu entziehen suchen - mit Malmitteln in Szene setzt, die durch gegenseitige chemische Reaktion sich zu zersetzen drohen, macht die Malerei von Norbert van Ackeren Vergänglichkeit auf den drei ihr wesentlich zur Verfügung stehenden Ebenen - Motiv, Material und Blick - immer schon zum Thema. Auch die vier hier vorliegenden Arbeiten bleiben der Thematik treu, fokussieren sie jedoch, indem nun der Tod als Vergänglichkeit in motivisch verschiedenen Angängen unübersehbar explizit wird.


In der Tradition der malerischen Vanitasausdeutung wird auf dem ersten Tafelbild dem expressionistischen Dichter Georg Trakl ein Gerippe zugeordnet, das zum einen als Kommentar zum frühen tragischen Tode des Dichters, aber auch als eine Art Werkkommentar zur Dichtung gelesen werden kann. Auf zwei Tafelbildern – gemalt in fahlen Farben zeigt eines eine Ansicht des Ruhrorter Friedhofs und das andere eine Niederrheinlandschaft – findet Norbert van Ackeren durch die Verwendung von Malmitteln, die sich vom Beginn ihres Auftrags an im Prozess der Zersetzung befinden, auf der materiellen Ebene von Malerei einen adäquaten Ausdruck für den Verfall des Organischen. Eine unausweichliche Konfrontation mit dem Wissen von der eigenen Vergänglichkeit - und damit von der Anwesenheit des Nichtseins im eigenen Leben - stellt die dritte Arbeit dar, auf der der Maler sich selbst in einer Pose dargestellt hat, die Tod und Schlaf ununterscheidbar zusammen rücken lässt.


Klar verortet Norbert van Ackeren seine Arbeiten damit in eine Aufgabe der Kunst, die darin besteht, durch Darstellung den Einzelnen mit der je eigenen Endlichkeit zu konfrontieren und so das Bewusstsein auf ein spezifisches „Zuendegehen“ hin zu schärfen. Indem die Arbeiten durch die Darstellung der Vergänglichkeit das Wissen vom eigenen Tode - als die Anwesenheit des Nichtseins im Leben - aufgreifen, formulieren sie die Fragen nach Transzendenz und Schicksal als solche, ohne welche sich so etwas wie der Sinn des Lebens nicht klären ließe. Dabei will das Ende zum einen aufgehoben werden, zum anderen ist es gerade das Wissen vom Ende, durch das sich das Leben erfüllen kann, weil sich das Leben erst im Wissen um die eigene Vergänglichkeit zum Eingedenk des eigenen sinnstiftenden Quellpunktes genötigt sieht, den man gemeinhin Schicksal zu nennen pflegt.


Kai Winter,

Köln 2012


































Ausstellung im kleinen Labor Fenster bis Februar 2013: 

Norbert van Ackeren und Michael Nowottny Edition "Schicksal"

Kulturwerft Ruhrort, 2012, 30 x 180 cm, Limitierter C-Print

auf Bütten, je 120,00 Euro